Erinnerungen an Neupanat

Weltkrieg


Am 26. Juli 1914, am Tage der hl. Mutter Anna, an einem Sonntag erschien der Befehl zur teilweisen Mobilisierung, der bald die ganze Mobilisierung folgte. Man wollte den ersten Nachrichten kaum glauben dun hielt den Ausbruch des Krieges für unmöglich. Doch bald war man im Reinen. Es hieß für viele: Einrücken!
Unbeschreibliche Zustände folgten überall. Die Stunde zum Abschiednehmen und zum Aufbruch, ach' wie schwer war sie gefallen. Liebe Hände streckten sich entgegen zum Abschiedsgruß. Hände einer liebenden Gattin, eines besorgten Vaters, eines alten Mütterleins, Hände lieber Geschwister und Kinder. Wie viel Herzen haben damals geblutet, wie viel Augen damals geweint! Aber die fortziehenden Heldensöhne gaben Trost und riefen den Weinenden begeistert zu: "Bald, ja blad werden wir uns wieder sehen!" Aber es dauerte halt lang. Das Einrücken nahm kein Ende! Tag für Tag gab es immer noch, die hinaus mußten auf's Feld der Ehre, bis kaum mehr die 18-jährigen Jünglinge daheim waren. And als auch diese an die Reihe kamen, da war das Dorf. Wie ausgestorben. Nur Greise, Frauen dun Kinder blieben noch da. Schwere tage kamen danach; heiße Kämpfe und Entbehrungen, Not und Kummer und Sorgen daheim ebenso, wie draußen in den Schützengräben. Da auf einmal kam der schwarze Tag, an welchem eine Feindeskugel wohl gezielt, traf den geliebten Gatten, den braven Schwiegersohn, so unglücklich, daß er tot auf blutigem Felde blieb.
Die erste kurze Nachricht kam in die Heimat: "Gefallen am Felde der Ehre. Franz Plennert, Ersatzreservist, bei der Traindivision No. 7 (Brückenbauzug No. 155) Feldpost 91, ist am 26. September 1914 i, k. u. k. Feldspital No. 1/7 in Nagybencznye (Zemplen Kom.) gestorben." So mußte diese traurige Nachricht erfahren der Schwiegervater selbst in Timisoara. Und dann kamen sie ununterbrochen die weiteren traurigen Nachrichten. Im Anhange sollen folgen zum ewigen Andenken die Namen der im Weltkriege gefallenen Helden aus Panatulnou. (Siehe Anhang.)
Das Elend und die Not wurden immer größer, die Lage immer schlimmer und besorgniserregender. Die Gotteshäuser füllten sich immer öfter und öfter, die Andachten wurden verdoppelt, die Gebete wurden immer inniger, alles flehte zu Gott, damit Er sich der Menschen erbarme und je eher den Völkern den Frieden schenke.
Unterdessen wurde immer mehr Anforderung gestellt an die Heimgebliebenen, und als auch das nicht hinreichte, wurde requiriert. Was das bedeutete, verstehen nur die, die es mitgemacht haben. Nicht nur Lebensmittel wurden requiriert. Im Jahre 1917, am 8. Jänner erschien hierorts Franz Kovacs, Reserve-Ingenieur mit 12 Soldaten und verständigte ganz einfach den Ortspfarrer, daß die Glocken requiriert werden. Ohne weiteres ging man in den Turm und nach einstündiger Arbeit warf man 3 Glocken zum Fenster hinaus vor die Kirche. Diese mußte obendrain die Gemeinde am anderen Tage zur Station Glogovatz wegführen.
Noch im selben Jahre, am 25. November wollte ein Korporal, mit Namen Eiser, die letzte Glocke requirieren, doch da widersetzte sich der Ortspfarrer, sperrte die zum Turm leitende Tür ab und mahnte genannten Korporal, daß er ihn bei seiner Obrigkeit anzeigen werde, falls er sich getraue die Tür zu erbrechen und die Glocke zu requirieren wozu er kein Recht haben kann. Nach einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung zog er von dannen und kam nicht wieder. Ein Jahr darauf, am 27. April 1918 hat Ferdinand Gonda, Orgelbauer, 27 Stück Principal-Röhren der Orgel requiriert, über deren Transportierung er selbst verfügte.
Nun war das Jahr 1918 angerückt. Jeder Mensch fühlte, daß es nicht mehr lange dauern kann. Und wirklich! Die Bulgaren stellten den Krieg ein: bald kam der Zusammenbruch, der dem Weltkriege ein schnelles Ende bereitete.
Im Jahre 1919, im Monat Mai, marschierte eine Abteilung der königlichen rumänischen Armee in Arad ein, und durch den Einmarsch der königl. Rumänischen Armee wurde das Arader Komitat endgültig an Großrumänien angeschlossen.