Erinnerungen an Neupanat

Hauptereignisse


Um innerhalb des zugemessenen engen Rahmens dieser Beschreibung wenigstens einigermaßen gerecht zu werden, muß unter diesem Titel in erster Reihe j e n e r O b e r h i r t e n g e d a c h t werden, die hierorts im Laufe der Zeit von anderthalb Jahrhunderten kanonische Disitation, respektive Firmung gehalten und so mit ihrem hohen Besuche die Gemeinde beehrt haben.
Die erste Firmung hat im Jahre 1803, am 6. September stattgefunden, wozu hier zum erstenmale S. Exzellenz L a d i s l a u s K ö s z g h y, Bischof von Tsanad, eingetroffen war, und erteilte 451 Kindern das Sakrament der Firmung. Im Jahre 1813 mußten alle Firmlinge nach Glogovatz aufbrechen, um dort gefirmt zu werden.
Zum zweitenmale war Firmung im Jahre 1835. In diesem Jahre erschien hier am 13. Mai S. Exzellenz Diözesanbischof Dr. J o s e f L o n o v i c s, der hier zum zweitenmale 653 Personen firmte und gleichzeitig die Ueberprüfung (Visitierung) der Pfarre vorgenommen hat, demzufolge die sogenannte "Canonica Disitatio" verfasst wurde.
Im Jahre 1842, am 18. Mai hat derselbe Oberhirt in Arad 361 Firmlinge aus Neu-Panath gefirmt, deren Liste in das hieortige Matrikelbuch eingeführt wurde.
Im Jahre 1813 kam S. Exzellenz Dr A l e x a n d e r C s a j y g h y hierher und erteilte am 28. August 590 Kindern die Firmung.
Am 10. Mai 1863, war S. Exzellenz A l e x a n d e r B o n n a z, Bischof von Csanad hier eingetroffen und firmte 442 Personen.
Am 20 Mai 1875, erteilte S. Gnaden J o s e f N e m e t h, Weihbischof, 510 Kindern die Firmung.
Am 10. September 1883 firmte e b e n d e r s e l b e hier 365 Personen. Die 7. Firmung hierorts hielt am 22. September 1893 S. Exzellenz Diözesanbischof A l e x a n d e r D e s s e w f f y d e C s e r n e k & T a r k ö. Bei dieser Gelegenheit wurden 530 Personen gefirmt.
Im Jahre 1908, am 19. September firmte S. Exzellenz Dr. J o h a n n C s e r n o c h, Bischof der Diözese, in dieser Gemeinde 667 Kinder.
Im Jahre 1919 hat S. Exzellenz Diözesanbischof Dr. J u l i u s G l a t t f e l d e r diese Gemeinde aufgesucht, um die Firmung am 3. Oktober den dazu bestimmten 461 Personen auszuteilen.
Die zehnte Firmung hat im Jahre 1926, am 23. September stattgefunden, als S. Gnaden A p o s t o l i s c h e r A d m i n i s t r a t o r A u g u s t i n u s P a c h a hier erschien, um die 283 Personen das Sakrament der Firmung auszuteilen.
Die letzte Firmung hierorts war am 27. März 1933 welche S. Exzellenz D i ö z e s a n b i s c h o f Dr. A u g u s t u s P a c h a gehalten hat. Er firmte bei dieser Gelegenheit 263 Kinder, nachdem er tags vorher Johann Wolf, den Sohn unserer Gemeinde in seiner Heimatkirche zum Priester geweiht hat, von welcher Weihe nachstehend Erwähnung gemacht wird.
Was die übrigen Ereignisse der Gemeinde betrifft, so hinterließen mache Jahre im Laufe der anderthalb Jahrhunderte bei ihrem Scheiden, einen bitteren Nachgeschmack. Zum wiederholtenmale war diese Gemeinde von großen Feuerbrünsten heimgesucht. Im Jahre 1861, im Hochsommer, entstand ein großes Feuer im hause 174, ein Brand der sich rasch ausbreitete und die hinunter bis No. 163 stehenden Häuser alle in Brand setzte und einäscherte, mit Ausnahme des Hauses No. 167, welches mitten in der Reihe gestanden, wunderbarerweise aber unversehrt geblieben war.
Im Jahre 1867, am 27. August, entstand ebenfalls ein schreckliches Feuer in dem, an der Hauptstraße stehenden Hause No. 151. Das Feuer wurde von einem heftigen Winde angefacht und breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus in südwestlicher Richtung. Alles Häuser der Gasse bis No. 247 und bis hinaus ans Ende No. 260 fielen den Flammen zum Opfer, mit Ausnahme der Häuser 251 und 255. Die Bewohner jenes Viertels flohen in aller Eile und waren froh, das nackte Leben zu retten.
Das Jahre 1927 war nicht weniger ein Unglücksjahr für die Gemeinde. Das Fest Maria Heimsuchung war gerade, es war der 2. Juli. Die Leute waren zumeist alle am Felde, wo sie Schnitt abmachten. Da erhob sich um ½ 6 Uhr Nachmittag ein furchtbares Gewitter. Dunkelschwarz zeigten sich die Gewitterwolken und aus dem Rauschen des Windes konnte man vernehmen, daß das Gewitter mit ungeheurer Schnelligkeit naht. Man konnte sich kaum flüchten, war der Sturm schon da und dauerte beiläufig 10 Minuten an. Diese kurze Zeit reichte hin, daß die stärksten Bäume entwurzelt, die Dächer zum größten abgetragen, die Zäune wir Strohhalme umgeworfen wurden. Ein Krachen und Klirren war vernehmbar und so mache Rauchfänge wurden umgestürzt. Daraus folgten dann Schloßen, die die Größe einer Nuß erreichten, worauf dann ein furchtbarer Regenguß folgte. Nach einer guten halben Stunde ließ der Regen nach, und als man sich getraute hinauszuschauen, sah man Pferde mit zerstückelten Wägen durch die Gassen und Straßen rennen, man hörte überall nur Schrei und Jammer und Klagen. Die am Felde arbeiteten, konnten sich kaum verstecken, da der Sturm die aufgekreuzten Garben weit auseinander geworfen. Die noch stehende Frucht wurde gänzlich in den Erdboden geschlagen so, daß nichts mehr gestanden war und der Schnitt beendet war auf 3 Fluren, während die "Wiesen" kaum einen Schaden erlitten.
Viele, - fast alle - Häuser wurden infolge des furchtbaren Sturms schwer mitgenommen. Nicht weniger die Pfarrkirche, deren Kunstschiefertafeln bis in die nächste Gasse geschleudert wurden.
Der Schaden war unbegreiflich, doch Menschenleben fiel dem unvergesslichen Gewitter keines zum Opfer.
Priester und Gläubige nahmen den schweren Schicksalsschlag wohl mit Schmerz und Kummer, aber auch mit Mut auf. Wenn auch hie und da mit Klagen, doch im ganzen schickte sich jedermann an, in Stille und Ruhe zum großen Werk der Wiederherstellung. Daß alle Gläubigen reichen Anteil nahmen an diesem schweren Werke, ist selbstverständlich. Niemand war, der sich bezüglich Hilfsbereitschaft und Opfersinn vom andern übertreffen ließ.
Doch nicht nur traurige, auch freudevolle Tage sind zu verzeichnen in der Geschichte dieser Pfarrgemeinde. Wenn man 6 Jahre hindurch immer nur eine Glocke hören mußte, kann man sich vorstellen, welche Freude herrschte, als am Kirchweihfeste des Jahres 1923 die neuangeschafften 2 Glocken feierlich eingeweiht und in den Turm platziert wurden. Für dieses Glockenweihfest wurden große Vorbereitungen getroffen, und war der röm.-kath. Kirchenrat emsig dam Werke, das Fest je großzügiger zu gestalten.
Am Kirchweihfeste des folgenden Jahres (1924) wurde die große Glocke eingeweiht, welche die amerikanischen Stammesbrüder aus Chicago und Portland ihrer Heimatskirche vermeinten. Dem Feste hat eine ganz besondere Ehre und Auszeichnung verliehen das Erscheinen des kath. Gesangschores aus Resita. Das "Eisenquartett" war schon am Vorabende erschienen, um am anderen Tage während des Pontifikalamtes die Messe "De St. Therese von von Theodor de la Hache" zu absolvieren. Nach dem Hochamte erst wurde die Glocke, dieses schöne Werk der Heimatliebe, durch den hochw. Abt und Erzdechant Josef Olajos feierlich eingeweiht und dann in den Turm aufgezogen. Zu Mittag, als sie zum ertenmal ertönte, trug sie gewiß auch die Lüfte in alle Weltrichtungen den Wunsch der Spender, der in die Glocke hineingegossen lautet: "Verkünde Glaube, Hoffnung und Liebe - Verkünde den Menschen den ewigen Frieden."
Ein weiterer Galatag der Gemeinde war der 31. Juli des Jahres 1925. An diesem Tage hielt der hier geborene Piaristenprofessor Georg K o n r a d, der seine Studien in Budapest absolvierte und am 14. Juli daselbst zum Priester geweiht wurde, seine Primiz. Die neugeschmückte und prachtvoll ausgemalte Kirche war diesmal zu klein, um die herbeigeströmten Gläubigen aufzunehmen, die alle Zeugen sein wollten einer Freude, die nicht blos einer Familie, sondern der ganzen Gemeinde wiederfahren war. Diese Feier gestaltete sich zu einem wirklichen Ehrentage der Gemeinde, wie auch zu einem Freudentage des Ortsseelsorgers, der in der außergewöhnlichen Feierlichkeit eines seiner priesterlichen Bestrebungen gekrönt gesehen.
Im Jahre 1933 rüstete die Gemeinde zu einer ebenso schönen, wie seltenen Festlichkeit, gelegentlich welcher Johann W o l f, Sohn der Gemeinde, in seiner Heimatkirche zum Priester geweiht werden sollte. Als würdige Vorbereitung zur Priesterweihe hielt der Seelsorger vom 19. - 25. März eine Mission mit Mitwirkung des Pfarrers aus Livada. Trotz der schrecklichen Witterung und der unbeschreiblichen Schneegestöber, nahm die Mission einen schönen Verlauf und war von fast unglaublichem Erfolge gekrönt. Doch konnte die Priesterweihe am festgesetzten Tage, d.i. am 25. März nicht stattfinden, da S. Exzellenz, der am 24. März mit einem Auto hierher reisen wollte, zwischen Vinga und Segenthau in Sturm und Wind geriet, auf der aufgetauten Schneestraße nicht weiter konnte, ja sogar bis Vinga zurück einen Gewaltmarsch mitmachen mußte. Erst am 26. früh, es war an einem Sonntag, gelang es ihm mit der Bahn bis Arad, und von dort hierher zu gelangen. Es mußte also die Trommel gehen, um die Gläubigen von der Priesterweihe zu verständigen. Weil ja alles seit Tagen schon neugierig auf die hl. Handlung wartete, kamen in Bälde von allen Seiten die Gläubigen in überaus großer Zahl zur Kirche, wo dann S. Exzellenz Diözesanbischof Dr. Augustin Pacha in Gegenwart des Ortspfarrers, des Theologieprofessors Dr. Josef Korner, des Religionsprofessors Peter Kühn und des bischöflichen Sekretärs Michael Willjung die Priesterweihe vorgenommen. Zugleich hielt der Oberhirt auch eine Predigt.
Nachmittag war Kreuzweg mit Beichtgelegenheit und abends 7 Uhr hielt Pfarrer Alexander Kummergruber den Schluß des Triduum. S. Exzellenz firmte am anderen Tage 263 Kinder unter der Assistenz mehrerer Geistlicher aus den Nachbargemeinden und verließ Nachmittag die Gemeinde, die dem Oberhirten nicht genug danken konnte, daß er ihnen zu einer solch' unvergesslichen Feierlichkeit Gelegenheit geboten hatte.
Am 2. April deselbenJahres hielt dann der neugeweihte Priester Johann Wolf seine Primiz, wobei als Festredner Theologieprofessor Dr. Johann Farago fungierte und als Manuductor der Ortspfarrer. Der schönen Feierlichkeit wohnte aus Timisoara auch Abptdomherr Josef Olajos bei. Eine unglaubliche Menge der Gläubigen war vor der Primiz in einer feierlichen Prozession im Elternhause erscheinen um der Verabschiedung des Neupriesters von seinen Eltern Zeuge zu sein. Nach der ersten hl. Messe erteilte der Primiziant den üblichen Segen, was bis zur Mittagsstunde andauerte.
Ein großer Freudentag der Gemeinde war noch der 22. April 1934, konnte doch an diesem Tage der verdienstvolle Pfarrer der Gemeinde sein 60. Wiegenfest feiern. Die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, den hochverdienten Seeolsorger aus diesem Anlaß in entsprechender Weise zu ehren, dankbar für die 30-jährige, unermüdliche und erfolgreiche Tätigkeit. Es war nicht nur ein Fest für den 60-jährigen Priester, nicht nur ein Fest für die, im gleichen Alter stehenden 8 Männer der Gemeinde; nein, es war ein Fest für alle, Arm und Reich, Groß und Klein, Vornehm und Gering, es war ein Familienfest im wahren Sinne des Wortes, wo alle Mitglieder der Pfarre sich einmütig um ihren geistlichen Vater und Führer versammelten, ihm ihre Verehrung und Huldigung darzubringen,ihm für seine langjährige, aufopfernde Tätigkeit ihren Dank abzustatten.
Schon am Vorabende gingen alle 8 im gleichen Alter stehenden Männer (Rekruten) samt ihren Frauen zur hl. Beicht. Am Sonntag gingen die Altersgenossen des Pfarrers, namentlich Jakob Klemens, Georg Schmidt, Jakob Schwager, Josef Wolf, Peter Plennert, Franz Mittermüller, Peter Janson und Karl Wachter gemeinsam mit ihren Frauen unter Musikbegleitung vor das Pfarrhaus, von wo sie den Pfarrer, ihren Altersgenossen zur Messe abholten. In der Frühmesse ministrierten diese 60-jährigen dem 60-jährigen Seelsorger. Auch gingen sie mit ihren Frauen gemeinsam zum Tische des Herrn. Nachher hielt der Pfarrer eine rührende Ansprache welche manchen tief zu Herzen ging. Der schöne Kollegengedanke der 60-jährigen machte auf die Einwohner der Gemeinde einen tiefen Eindruck. Nach dem Hochamte waren nicht nur die Rekruten (60-jährigen), sondern alles Vertreter der Gemeindevereine, Gemeindevorstehung, Kirchenamt, Leiter der Schule und des Leichenvereines im Pfarrhause erschienen, um ihre Anhänglichkeit und Wertschätzung Ausdruck zu verleihen.
Nicht ohne Erwähnung kann bleiben auch das schöne Sängerfest, das am Pfingstmontag im Jahre 1935 die Obermaroschgruppe des Banater Deutschen Sägerbundes unter Leitung des Gruppenobmannes Wendel Vormittag aus Glogovatz hier abgehalten hat. Das Fest, an welchem die Gesangsvereine Glogovatz, St. Ana, Livada, Sanlean und Panatulnou und eine Abordnung aus Sanmartin teilnahmen, verlief in feierlicher Stimmung.
Um 9 Uhr fand ein feierlicher Gottesdienst statt unter freiem Himmel, dann wurde die Generalversammlung abgehalten, wobei Johann Weber die Festrede hielt. Das Festsingen begann um 3 Uhr, worauf jeder Verein zwei Chöre zum Vortrage brachte. Nach dem Festkonzert begaben sich die Vereine, von der ganzen Gemeinde begleitet, nach dem Friedhof, wo eine eindrucksvolle Ahnenfeier abgehalten wurde, in deren Mittelpunkt die tief zu Herzen gedrungene Ansprache des Ortspfarrers stand. Auf dem Festplatzzurückgekehrt, wurde das Fest abgeschlossen, das allen Teilnehmern eine bleibende Erinnerung sein wird.
Nicht unerwähnt kann endlich bleiben im Rahmen dieser kleinen Geschichte noch jene Auswanderung, welche viele unserer Landsleute vom Jahre 1905 angefangen in die neue Welt gezogen. Als wenn sich die Geschichte der Ahnen vom Jahre 1787 wiederholt hätte. Der Umfang dieser Auswanderung war ziemlich groß, und nur die nach Jahren erfolgte Einschränkung der Einwanderer in den Vereinigten Staaten konnte die Auswanderer Lust daheim dämpfen. Vom Jahre 1905 an suchten die hierorts Enttäuschten Erfolg für ihre Arbeit und wenn auch keinen Aufstieg mehr für sich, doch wenigstens für ihre Kinder. Dazu schien ihnen in dieser Heimat jeglicher Weg abgeschnitten und jede Aussicht geschwunden. Sie wollten heraus aus der ewigen Unruhe und hofften auf ein Glück in der Fremde. Es waren nicht etwa nur die so klagten und hofften. Auch gute, fleißige Landsleute und Handwerker waren darunter, die zumeist den Rest des aus einem unerwarteten Zusammenbruch geretteten Vermögens festhalten dun nun retten wollte, was zu retten war. Es war gewiß zu bedauern, gerade sie ziehen sehen zu müßen, die am ersten für den Aufbau der Heimat tätig sein könnten. Wer aber wollte es ihnen, besonders den Landwirten verargen, wenn sie aus täglicher Quälerei heraus nach einer anderen Scholle spähten, wo sie, wenn auch unter harter Arbeit, doch in Ruhe schaffen können. Und so zogen sie hin, eine Familie nach der anderen, zuerst nach den Vereinigten Staaten, dann nach Kanada, Argentinien, Paraguay u.s.w.. Unsere ausgewanderten Stammesbrüder haben uns im Ausland noch keinen Schaden und Wettbewerb gebracht. Sie wurden sesshaft wie hier und gehören jetzt noch zu unseren treuesten Volksbrüdern in der Welt, ob sie in Chicago oder Portland oder Kanada oder Argentinien sitzen. In stetem Briefwechsel stehen sie noch immer nicht nur mit ihren Verwandten, sondern auch mit dem guten alten Seelsorger, und so war es möglich, daß sie von mancher Not, von manchem Bedürfnis der alten Heimat in Kenntnis gesetzt, besonders der Heimatskirche zu Hilfe geeilt sind durch ihre herzlichen Opfergaben, welche sie für Anschaffung der großen Glocke und des eisernen Glockenstuhles anhersandten. Dadurch haben sie bewiesen, daß ihnen unsere hl. katholische Religion ein kostbares Gut sei, welches sie von den Ahnen geerbt und weiterhin hochhalten wollen.